Zum Sektenvorbehalt

Der Begriff Rosenkreuzer ist nicht gesetzlich geschützt. So gibt es eine Vielzahl von Organisationen und Gruppierungen, die sich direkt oder indirekt auf das Rosenkreuzertum berufen. In der Öffentlichkeit kommt es daher immer wieder zu Verwechslungen der unterschiedlichen Organisationen. Zu dieser unglücklichen Situation kommt erschwerend hinzu, dass, sobald der Gottesbegriff in Zusammenhang mit einer Organisation fällt, die nicht zu den großen Religionen oder Konfessionen zählt, diese häufig als Sekte bezeichnet wird. So wird auch AMORC, der Alte und Mystische Orden vom Rosenkreuz, trotz gegenteiliger Faktenlage, gelegentlich in die Nähe von Sekten gerückt, teils aus Unkenntnis, teils vorsätzlich.

Der Begriff Sekte bezeichnet ursprünglich lediglich eine von der herrschenden Denkrichtung abweichende philosophische, religiöse oder politische Gruppierung, bar jeglicher Wertung. Im Laufe der Geschichte erfuhr der Begriff eine besondere Prägung aufgrund des kirchlichen Sprachgebrauchs für eine von der Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft. So erhielt dieser Ausdruck einen abwertenden und negativen Charakter. Einem ähnlichen Bedeutungswandel unterlag auch der ebenfalls ursprünglich wertneutrale Begriff der Häresie, der letztendlich im Sinne einer Irrlehre als Synonym für den Begriff Sekte Verwendung fand. Heute ist der Begriff Sekte ausschließlich mit negativen Vorstellungen besetzt und steht für eine Irrlehre mit möglichem bis wahrscheinlichem Gefährdungspotential für Kirchen, Staaten, Gesellschaften, Personengruppen und Einzelpersonen. Dieser Bedeutungswandel hat dazu geführt, dass der Begriff Sekte heute im wissenschaftlichen Sprachgebrauch praktisch keine Rolle mehr spielt und sich hier andere Bezeichnungen durchgesetzt haben.

Im Sinne eines propagandistischen Kampfbegriffs wird den sogenannten Sekten häufig vorgeworfen, dass sie sich aus vornehmlich wirtschaftlichen Gründen um den Status einer Religionsgemeinschaft bemühten, um unter dem besonderen Schutz des Staates größere Freiheiten und Rechte, sowie Steuerbefreiungen zu genießen.

Aktuelles Beispiel ist die Änderung des Artikels in Wikipedia vom 22. Juni 2012, in dem nachweislich falsche Behauptungen aufgestellt werden, so dass sich der Verdacht aufdrängt, dass hier gezielt gegen AMORC vorgegangen wird, indem vorsätzlich Unwahrheiten verbreitet werden und Fakten zu Halbwahrheiten verdreht werden, so dass AMORC in einem ungünstigen Licht erscheinen muss. Aus diesem Grunde soll hier auf einige Punkte im Hinblick auf AMORC und den sog. Sektenvorbehalt näher eingegangen werden.

So erschien im Wikipedia-Artikel über AMORC mit der o.g. Änderung vom 22. Juni 2012 beispielsweise ein Abschnitt mit der Überschrift: „Einstufung als Sekte durch die französische Sektenkommission“. Wörtlich heißt es weiter: „Die von der französischen Regierung eingesetzte interministerielle Gruppe zur Beobachtung des Sektenunwesens und seiner Bekämpfung (MIVILUDES), die 2002 eingerichtet wurde, stuft den AMORC als Sekte ein, das heißt als „Vereinigung mit einer totalitären Struktur, die sich zu religiösen Zielen bekennt oder nicht und deren Verhalten gegen die Menschenrechte und das soziale Gleichgewicht verstößt“.

Richtig ist, dass es auf Grund unpräziser Recherchen zu Verwechslungen unterschiedlicher Rosenkreuzer-Organisationen kam und AMORC daher in Frankreich vorübergehend und fälschlicherweise in einem parlamentarischen Bericht als Sekte mit entsprechenden Vorwürfen eingestuft wurde. Allerdings war diese Einstufung auf Grund der Verwechslung mit anderen Organisationen ein Irrtum und AMORC in Frankreich wurde längst durch öffentliche Briefe rehabilitiert. Zahlreiche Briefe von Mitgliedern der entsprechenden französischen Institutionen liegen AMORC vor. Bei einer ordentlichen Recherche wäre dieser Sachverhalt offensichtlich gewesen, so dass die Annahme nahezuliegen scheint, dass bewusst und vorsätzlich mit Unwahrheiten gegen AMORC vorgegangen wird. Doch lesen Sie selbst Briefauszüge und Briefe, die das Missverständnis belegen und AMORC von dem völlig unbegründeten Vorwurf, eine Sekte zu sein, freisprechen und rehabilitieren:

> zu den Stellungnahmen maßgeblicher Personen (Briefauszüge), französisches Original
> zu den Stellungnahmen maßgeblicher Personen (Briefauszüge), in deutscher Übersetzung

> Brief von Jean-Michel Roulet vom 21.05.2008, französisches Original
> Brief von Jean-Michel Roulet vom 21.05.2008, in deutscher Übersetzung

> Brief von Jacques Myard vom 17.12.2002, französisches Original
> Brief von Jacques Myard vom 17.12.2002, in deutscher Übersetzung

> Brief von Jacques Guyard vom 13.03.2002, französisches Original
> Brief von Jacques Guyard vom 13.03.2002, in deutscher Übersetzung

Die gesamte Überarbeitung des Wikipedia-Artikels ist tendenziös, worauf hier aber nicht in allen Einzelheiten eingegangen werden soll. Als abschließendes Beispiel soll der entsprechende Abschnitt über eine vermeintliche Nähe von AMORC und den Sonnentemplern dienen. Sogenannte Sekten geraten vereinzelt mit Gewaltaktionen in die Schlagzeilen, so auch die spektakulären Massenselbstmorde innerhalb der Sonnentempler, bei denen zwischen 1994 und 1997 in der Schweiz, in Kanada und in Frankreich insgesamt 74 Mitglieder ums Leben kamen. Im Wikipedia-Artikel heißt es wörtlich: „Der Sonnentempler-Orden (Ordre du Temple Solaire) gehört zu den vom AMORC beeinflussten, dann aber von ihm abgetrennten Organisationen. Er wurde von Joseph Di Mambro, der von 1956 bis 1968 dem AMORC angehörte, gegründet. Auch der zweite Chef der Sonnentempler-Sekte, der Arzt Luc Jouret (1947-1993) hatte Kontakte mit dem AMORC.“ Hier wird offensichtlich versucht, AMORC mit den Sonnentemplern und den Massenselbstmorden in Verbindung zu bringen. Tatsache jedoch ist, dass der Sonnentempler-Orden in keiner Beziehung zu AMORC als Organisation stand. Richtig ist, dass ehemalige Mitglieder von AMORC den Sonnentemplern angehörten; es bestand jedoch zu keinem Zeitpunkt eine wie auch immer geartete Beziehung zwischen den beiden Organisationen. Im Gegenteil, AMORC lehnte nicht nur die Massenselbstmorde unter den Sonnentempler-Mitgliedern ab, sondern die Organisation als Ganzes, deren Ausrichtung und Ziele nicht mit den Ansichten des AMORC vereinbar sind.
AMORC hat demnach absolut nichts mit einer Sekte zu tun. AMORC ist übrigens niemals als solche in den verschiedenen offiziellen Berichten über die Sekten erwähnt, weder in Deutschland, noch in irgendeinem anderen Land der Welt. Erst nach über sieben Monaten wurde die Falschaussage im entsprechenden Wikipedia-Artikel entfernt. Die örtliche Presse berichtete über diese Auseinandersetzung mit Wikipedia, die Rücknahme des Sekten-Vorwurfs und AMORC informierte darüber im Newsletter.

Seiner Definition nach ist der Alte und Mystische Orden vom Rosenkreuz, AMORC, eine philosophische, initiatorische und traditionelle Organisation, die in der modernen Welt das spirituelle und kulturelle Erbe weiterführt, das die Initiierten der Vergangenheit durch Jahrhunderte aus dem Altertum überliefert haben.

AMORC ist die einzige traditionelle Organisation, die sieben fundamentale Grundsätze in sich vereint, um der Menschheit in ihrer spirituellen Entwicklung zu helfen:
● AMORC ist weltweit verbreitet
● AMORC ist nicht politisch
● AMORC ist nicht religiös
● AMORC ist offen für Männer und Frauen
● AMORC ist Menschen aller sozialen Schichten zugänglich
● AMORC ist Kulturkreis-übergreifend
● AMORC besitzt eine authentische Tradition, d.h. ein kulturelles und spirituelles Erbe, das auf die Anfänge menschlicher Zivilisation zurückgeht.

Im Gegensatz zu anderen Organisationen wird von den Mitgliedern des AMORC keinerlei besondere Lebensweise verlangt (Vegetarismus, Abstinenz, intensive Meditation usw.). Außerdem müssen sie nicht den Anordnungen und Befehlen irgendeines Guru oder einer Person folgen. Im Gegenteil, vom Beginn ihrer Mitgliedschaft an wird ihnen empfohlen, nur auf die Stimme ihres eigenen Gewissens zu hören und sie als ihren alleinigen Meister zu erachten. Ebenso wird jedem Mitglied geraten, immer ein lebendes Fragezeichen zu bleiben und von den Lehren nur das anzunehmen, was es sich selbst beweisen kann. Dadurch ist AMORC gegen jede Form des Dogmatismus und alles Sektierertum gefeit.

Zu dieser Einschätzung gelang übrigens auch die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Die entsprechende Publikation, EZW9/92, bezieht hier klar Stellung: Bei AMORC – Die Rosenkreuzer handelt es sich weder um eine Religion noch um eine Sekte noch um ein abstraktes philosophisches System. Anderen Rosenkreuzer-Organisationen wird eine derartige Unbedenklichkeit nicht bescheinigt; im Gegenteil sehen sich diese z.T. mit Sektenvorwürfen und einer entsprechenden Ausstiegsproblematik konfrontiert.

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