Die Theurgie
Die Réaux-Croix praktizieren die Theurgie. Was sind das für mysteriöse Praktiken? Der Etymologie zufolge kommt das Wort Theurgie vom griechischen theos, Gott, und ergon, Werk. Theurgie ist also „das Werk Gottes.“ Im 3. Jahrhundert hat Jamblichus sie als Ergänzung zur rein spekulativen Philosophie seiner Vorgänger in die Philosophie eingeführt. Er betrachtete die Theurgie als eine höhere Magie, die nicht darauf ausgerichtet ist, materiellen Wohlstand zu erlangen, sondern sich schrittweise der Unio mystica mit Gott zu nähern. Die Theurgie von Pasqually hat dieselben Ziele: sie beabsichtigt, den Menschen in eine engere Beziehung mit dem Göttlichen zu bringen.
Neben den zahlreichen, überaus komplizierten Elementen, die man auch in zahlreichen anderen sehr alten Praktiken wiederfindet, muss man den mystischen Charakter der Theurgie von Martinès de Pasqually unterstreichen. Alles in der Theurgie der Elus-Cohen führt zu dieser Verbindung des Sichtbaren mit dem Unsichtbaren.
Die geheimen Anweisungen, die Rituale der Cohen und auch die Korrespondenzen zwischen Pasqually und seinen Schülern zeigen die Schwierigkeiten solcher Operationen. Bei der Lektüre fragt man sich unwillkürlich, wie viele es wohl gegeben haben mag, die all diese Bedingungen, die vom Souverain Grand Maître des Elus-Cohens genannt werden, in sich erfüllen konnten; es sind Bedingungen, die unmöglich ein Mensch unserer Zeit in sich vereinigen könnte. Es stellt sich bei dieser Lektüre ebenso die Frage, ob all diese Arbeiten nicht letztlich lediglich eine äußerliche Vorbereitung waren, mit dem Ziel, den Schüler zu einer inneren Kommunikation mit dem Göttlichen zu führen. Für Martines jedenfalls war das Herz der Ort, an dem der Mensch mit dem Göttlichen zusammentrifft, denn einzig in diesem Tabernakel kann der Mensch die große Güte und den tiefen Frieden empfinden, den nur Gott ihm gewähren kann.
Die Theurgie von Martinès de Pasqually war eine „heilige Magie“, mit der Absicht, den Schüler zu einem immer intensiveren Seelenleben zu führen. Schüler bestätigten, dass der tägliche Unterricht dieser Zirkel „gemacht ist, uns ständig näher zu Gott zu bringen, von einer Tugend zur nächsten zu wachsen und für das allgemein Gute der Menschen zu arbeiten“ sowie „die fortwährende Zurückweisung des schlechten Gedankens, das Gebet und die guten Werke: dies allein sind die Mittel, um in der Entdeckung aller Wahrheit voranzukommen, und darüber steht einzig noch die Praxis aller Tugenden.“ Es gab nur wenig Unterschiede zum Leben eines Mönchs. Die Forderung einer solcher Praxis hat zahlreiche Schüler abgewiesen, die gekommenen waren, nur um Wunder zu sehen und wenig geneigt waren, solch verpflichtenden Regeln zu folgen.