Louis Claude de Saint-Martin, der Unbekannte Philosoph
Louis Claude de Saint-Martin (1743-1803) wurde 1765 in den Orden der Elus-Cohen eingeweiht. Bereits 1771 gab er seine militärische Laufbahn auf, um sich vollständig seinen geistigen Tätigkeiten hinzugeben. Er wurde der persönliche Sekretär von Martinès de Pasqually. Der Leiter der Elus-Cohen erkannte in diesem jungen Mann einen vielversprechenden Schüler und Freund, der fähig war, ihm zu helfen und die Arbeit des Werks zu organisieren. Die Mitarbeit von Saint-Martin war also für Martinès de Pasqually kostbar, da er dank seiner Hilfe erfolgreich darin war, die Organisation des Ordens zu verbessern. Einige Jahre später, am 17. April 1772, wird Saint-Martin in den höchsten und geheimen Grad eingeweiht, den des Réaux-Croix.
Nach dem Abschied von Martinès de Pasqually erlangt Saint-Martin durch den großen Erfolg seines Erstlingswerkes „Über Irrtümer und Wahrheit“ in Paris Zugang zu den Salons der französischen Gesellschaft und versucht diese Lehren seinen Landsleuten auf einer anderen Ebene zu vermitteln. Er löst sich von den theurgischen Praktiken, die er für eine Erhebung in höhere geistige Ebenen nicht erforderlich hielt und zieht sich schließlich aus dem Orden der Elus-Cohen, wie auch aus der Freimaurerei zurück, um den inneren Weg des Herzens zu beschreiten, den hohen Weg der Mystik.
„Die einzige Einweihung, die ich predige und von ganzer Seele suche, ist die, durch die wir in das Herz Gottes eindringen können und durch die Gottes Herz wieder in uns Zugang findet, um eine unauflösliche Verbindung einzugehen, die uns zum Freund, zum Bruder und zum Gemahl unseres göttlichen Heilands macht. Um zu dieser heiligen Einweihung zu gelangen, gibt es keine anderen Mittel, als mehr und mehr in die Tiefen unseres Wesens hinabzusteigen und nicht aufzugeben, bis wir die lebendige Wurzel gefunden haben.“
Auf seinen Reisen durch England, Italien und Deutschland wird er von Freunden mit dem Werk Jakob Böhmes bekannt gemacht. Dessen Werke fesseln ihn so sehr, dass er mit 45 Jahren die deutsche Sprache erlernt, um sie im Original studieren zu können. Später einmal sagt Saint-Martin, dass er Pasqually zwar den Zugang zu den höheren Weisheiten verdanke, Jakob Böhme aber als seinem zweiten Meister die wichtigsten Schritte hin zu diesen Wahrheiten.