Ein mysteriöser Gründer: Martinès de Pasqually
Im Umfeld der Hochgradsysteme der Freimaurer entstand im 18. Jahrhundert auch der Orden der Elus-Cohens. Zwischen 1740 und 1773 gab es einige Auswüchse und Nebenzweige der Freimaurerei, in denen sich unabhängige Hochgrade ohne weitere Anerkennung etablierten. Dies war auch um 1754 in Frankreich der Fall, als durch Martinès de Pasqually (1710?-1774) der Orden der Chevaliers des Elus-Cohens de l’Univers verbreitet wurde. Obwohl man seit einigen Jahrzehnten mehr über die Entstehung der verschiedenen Hochgradsyteme und ihrer Gründer weiß, gilt dies nicht für den Orden der Elus-Cohen und seinen eifrigsten Verfechter. Die Herkunft seines aktivsten Mitglieds, Martinès de Pasqually, bleibt weiterhin mysteriös; gesichert und bedeutungsvoll ist allerdings seine spanische Abstammung väterlicherseits. Das Leben von Martinès de Pasqually bleibt von Geheimnissen umgeben und mehr als unklar. Selbst der Name Martinès de Pasqually ist ungenau und variiert in Orthographie und Zusammensetzung. Heute schwer vorstellbar, war zu damaliger Zeit eine eindeutige Festlegung und Schreibweise des Namens nicht unbedingt üblich oder gar erforderlich. So benutzt Martinès de Pasqually manchmal den Namen Joachim Dom Martinès de Pasqually oder auch Jacques Delivon Joacin Latour La Case. Ebenso fragmentarisch sind Kenntnisse über seine Jugend, Erziehung und Bildung. Dass Pasqually die französische Sprache nur schlecht beherrschte, belegen seine Briefe, die häufig lateinische Zitate beinhalten. Gewisse Rituale der Elus-Cohen sind ganz in Latein geschrieben. Es erscheint daher möglich, dass er eine klassische Bildung besaß. Während seiner belegten militärischen Laufbahn traf er mit Louis Claude de Saint-Martin zusammen, der zunächst sein Privatsekretär wurde. 1772 siedelte Pasqually nach Haiti über und Saint-Martin wurde zum eigentlichen Verwalter des Ordens, nach dem Tode von Pasqually im Jahre 1774 auch offiziell.
Der in Alicante geborene Vater von Pasqually war Freimaurer, wie eine entsprechende Urkunde belegt. Diese Charta, offenkundig stuartistischen Ursprungs, war auf seinen Sohn übertragbar. Die freimaurerische Karriere von Pasquallys Vater selbst ist ebenfalls recht unklar. Es scheint, als sei er ein ehrwürdiges Mitglied von hohem Rang in einer Loge in Aix im Jahre 1723 gewesen. In seinen Briefen spricht Martinès de Pasqually manchmal von der Herkunft „einiger Kenntnisse, die meine Vorgänger mir übermittelt haben“. Wahrscheinlich empfing Pasqually von seinem Vater einen Großteil seiner mystischen Bildung. Er sagt aber auch, „die Weisheit hat mich gelehrt“, was darauf hinzuweisen scheint, dass ein Teil seines Wissens auch aus seiner eigenen geistigen Erfahrung herrührt. Martinès de Pasqually passte seine Kenntnisse seiner Zeit und den Bedingungen an, die er gewählt hatte, um sie zu verbreiten. Das Studium seiner Schriften, Instruktionen, Rituale etc., zeigt, dass Martinès de Pasqually die Bibel, besonders das Alte Testament, perfekt kannte, da er dies oft zitiert, vielfach mit Ergänzungen. Diese Elemente der Anleihen, auch an die talmudische Tradition, zeigen, dass er die Religion seiner Vorfahren wirklich gut kannte.