IMPERATOR CLAUDIO MAZZUCCO | ÜBER ÖKOLOGIE Existenz uns und dem Leben aller Wesen zugute kommt, die die Umwelt mit uns teilen. Lassen Sie mich den italienischen Philosophen Vito Mancuso zitieren: „Es fühlt sich an wie ein undeutlicher, aber dennoch wirklicher Aufruf, und man ist fasziniert davon. Und wenn wir zu diesem geheimnisvollen Ruf ‘ja‘ sagen, so neigen wir in seine Richtung; und diese süße Spannung in uns wird Ethik genannt.“ Der Mangel an diesem ‘Horchen‘ führt zur Tragödie unserer Erfahrungen als Menschen auf diesem Planeten. Diese besondere Taubheit ist viel mehr als ein bloßer Hörverlust; sie entspricht mehr einer allgemeinen Dürre unserer Wahrnehmung, die heutzutage durch so heftige und aggressive Impulse derart stimuliert wird, dass wir dazu neigen, für jene sachte Stimme nicht mehr empfänglich zu sein, die doch in jedem von uns spricht, sofern die Bedingungen günstig sind. Der moralische Sinn ist jene innere Stimme, die uns Verhaltensregeln auferlegt, die wir niemals überschreiten würden, selbst wenn wir allein wären und niemand uns sehen könnte. Es ist ein Sinn, der dem Leben des Einzelnen insofern eine verfeinerte Qualität verleiht, als er ihn von abscheulichen, vulgären, unehrlichen, selbstsüchtigen Verhaltensweisen befreit und gleichzeitig zur Wahrnehmung der Harmonie der Natur und Empathie gegenüber allen Lebewesen erhebt; er lädt uns ein, mit Wohlwollen und Gerechtigkeit zu handeln, was die Grundlage wahren umweltbewussten Denkens ist. An dieser Stelle mögen wir uns fragen, ob der moralische Sinn entwickelt werden kann oder ob er dem Menschen angeboren ist. Dies ist eine wichtige Frage, die viele Philosophen durch die Geschichte des menschlichen Denkens hindurch begleitet hat und heute auch Gegenstand des Studiums der Neurowissenschaften ist – dies deshalb, weil wir aufgrund einfacher Beobachtung schließen können, dass es Menschen gibt, denen der moralische Sinn völlig zu fehlen scheint, wohingegen andere sehr hohe und verfeinerte Grade aufweisen. Aus rosenkreuzerischer Sicht entspricht diese Bedeutung genau dem, was wir ‘spirituelle Entwicklung‘ nennen. Tatsächlich ist dies eine Verfassung, die nicht durch das Vorhandensein außergewöhnlicher Kräfte (obwohl es sie geben mag) bei Individuen ist, sondern durch gekennzeichnet die Fähigkeit zu tiefgründigem Urteilsvermögen, einem verfeinerten moralischen Sinn und einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen. Dabei handelt es sich um eine Befindlichkeit, die nach und nach erreicht werden kann, die aber oft zerbrechlich erscheint und unter dem Einfluss des Egos verloren zu gehen droht. Tatsächlich ist deren Ausbleiben leicht zu erkennen, denn trotz des möglichen wirtschaftlichen Erfolgs eines Einzelnen wird sein Versagen als Mensch stets deutlich hervortreten. erscheint rosenkreuzerischen Denken Dem entsprechend, diese Entwicklungsmöglichkeit als einer der potentiellen Wege des Menschen; hierauf haben wir ein unerschütterliches Vertrauen und lenken unsere Energien entsprechend, um die Entstehung von Bedingungen zu begünstigen, die es jedem Menschen ermöglichen, diese Stimme in seinem Innern selbst zu erfahren, und sei es auch nur für wenige Augenblicke. bloße Verbesserung „Bei dem, was wir unter Zivilisation verstehen, geht es nicht nur um eine der Umweltbedingungen, denen der Mensch unterworfen ist, oder um einen leichteren Zugang zu materiellen Ressourcen. Es dreht sich stets auch um die Vervollkommnung seiner selbst, d.h. um die Vervollkommnung des Individuums." Ralph Maxwell Lewis Um – wenn wir über spirituelles oder mystisches Erleben sprechen – nicht auf einer rein theoretischen Ebene zu verharren, lade ich Sie dazu ein, sich an eine Erfahrung zu erinnern, die Sie höchstwahrscheinlich selbst schon erlebt haben. Bereits als Kind werden Sie vermutlich die Erfahrung gemacht haben, sich von den Wellen des Meeres an den Strand tragen zu lassen – vielleicht ein bisschen so wie ein Surfer, der sich ohne Armaturenbrett vom Wellengang mitreißen lässt – womöglich auch nur, um sich von den Wellen umspülen zu lassen, bevor diese brechen. In genau diesen Momenten, in denen wir mitgerissen werden, erleben wir ein unbeschreibliches Vergnügen. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen uns und dem Meer, und während wir hinweg gezogen werden, verspüren wir nur den Wunsch und das tiefe Verlangen, dass diese Erfahrung niemals enden und dass uns diese Welle so weit wie möglich mitziehen wird. Das Wasser berührt unseren ganzen Körper mit einem Gurgeln, das uns streichelt, und wir haben das Gefühl, das Meer zu sein, weil wir die Wahrnehmung der Begrenzungen unseres Körpers verlieren. Wir sind das Meer, wir verschmelzen mit ihm, aber wir sind auch der blaue Himmel über uns und der Sand unter uns. Es ist eine Mischung von Eindrücken, die eine Wahrnehmung der Einheit erzeugt, die geprägt ist von Glücksgefühlen und dem Wunsch, dass diese Erfahrung niemals enden und so lange wie möglich anhalten möge. Nun, vielleicht ist dies eine Erfahrung, die in ihrer kindlichen Einfachheit andeuten kann, was von den Mystikern aller Zeiten beschrieben wird, und die die initiatorische Erfahrung par excellence ausmacht, unser spirituelles Schicksal, nämlich die Einheit zu erfahren. Und so wie die am Strand ankommende Welle schließlich verschwindet und wieder zum Meer wird, werden auch wir vielleicht in dieser Erfahrung der Vereinigung mit dem Ganzen fühlen, dass wir bereits seit jeher dem Kosmos angehören und so unsere eigene zeitlose Ewigkeit wiederentdecken. “Das Meer zu erfahren, ist zu umfassend, zu mystisch, um auf eine intersubjektive Beziehung reduziert zu werden […]. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen intersubjektiven Beziehungen, die stets in einem kulturellen Raum stattfinden, und dem, was man fühlt, wenn man allein am Meer unter einem Sternenhimmel ist, bewegt vom Glanz und der Unermesslichkeit des Kosmos und eins mit dem Gefühl, ganz in diese unendliche Weite einzutauchen, ohne etwas anderes tun zu können, als daran teilzuhaben, und ohne Worte zu finden, um dieses Empfinden zu beschreiben. Am Meer bin ich nicht länger ich selbst, ich bin der Kosmos.“ (H. Laborit, Biologe) 1717