manifesto die neue chymische hochzeit des christian rosenkreutz 1616 - 2016 cosmica lex successit !
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antiquus mysticusque ordo rosae crucis manifesto 1616 - 2016 die neue chymische hochzeit des christian rosenkreutz
erste ausgabe: januar 2016 alle rechte vorbehalten.
3 r+c manifesto alsautordiesesmanifestsmöchteichmichgernevorstellen,bevorsie es zu lesen beginnen. in dervergangenheit war ich unter dem namen christian rosenkreutz bekannt, dem mythischen gründer des ordens vom rosenkreuz, einer geheimen gesellschaft, deren ursprung von den historikern der esoterik andenbeginndes17.jahrhundertsgelegtwird,aberderentraditionwesentlich älter ist, da sie bis zu den mysterienschulen desalten ägypten zurückreicht. in der «fama fraternitatis», 1614 veröffentlicht, wird genau erklärt, warum und wie ich, nachdem ich die welt auf der suche nach den größten gelehrten jener zeit durchstreift hatte, schließlich dazu kam, den orden vom rosenkreuz zu gründen. ursprünglich aus einigen mitgliedern zusammenge- setzt, die mit hermetik, alchymie und der kabbala vertraut waren, hat er sich in der folge ausgebreitet und ist bis heute erhalten geblieben. als sein gründer habe ich weiterhin über sein schicksal gewacht, bisweilen von der spirituellen ebene aus, bisweilen hier unten inkarniert. ein zweites manifest wurde im folgenden jahr veröffentlicht, 1615: die «confessio fraternitatis». ohne ins detail zu gehen, würde ich sagen, dass dies eine fortsetzung der «fama» ist und sie vervollständigt, indem sie die regeln und die funktion der rosenkreuzer-fraternität darlegt, so wie ich sie aufgestellt hatte. man findet darin auch offenbarungen über das «liber mundi» (das buch der welt), über das wahre ziel der alchymie und über die wissenschaft, welche die rosenkreuzer besitzen, um die spirituelle regeneration der menschheit zu erreichen. ein drittes manifest, 1616 veröffentlicht, wurde den zwei vorange- gangenen hinzugefügt: in einem davon sehr verschiedenen stil berichtet es von einem traum, den ich zu der zeit hatte, als ich den orden vom rosenkreuz gründete. während diesem traum sah ich mich auf einer initiatorischen reise, die sieben tage dauerte und an deren ende ich zur hochzeit des königs und der königin eingeladen wurde, die in einem geheimnisvollen schloss stattfand.
4 r+c dieser allegorische traum, in den alchymische anspielungen eingestreut sind, war gegenstand zahlreicher interpretationen, einige davon gelehrt und inspirie- rend, andere hingegen fantastisch oder sogar absurd. in meinem jetzigen leben wurde ich am 13. dezember 1982 in paris geboren, dieser stadt des lichtes, wo sich die rosenkreuzer 1623 bekannt machten, indem sie überall in den straßen plakate aufhängten. erlauben sie mir, daran zu erinnern, was darauf stand: «wir, dieabgeordneten des obersten kollegiums vom rosenkreuz, halten uns sichtbar und unsichtbar in dieser stadt auf, und dies von gnaden des allmächtigen. zu ihm wendet sich das herz des gerechten. wir zeigen und unter- richten es, wie man ohne bücher und zeichen in allen möglichen sprachen in den ländern spricht, in denen wir uns zeigen wollen, um die menschen dort, die unsere nächsten sind, vor irrtum und tod zu bewahren. sollte einer die lust verspüren, aus reiner neugierde zu uns zu kommen, wird es ihm nie gelingen, mit uns in verbindung zu treten. wenn ihn aber der eigene wille wahrhaftig veranlasst, sich im register unserer fraternität ein- zutragen, werden wir ihn die wahrheit unserer versprechungen sehen lassen, denn wir verstehen es, die gedanken der anderen zu beurteilen, so dass wir uns wahrhaftig nicht veranlasst sehen, wohnsitz in dieser stadt zu nehmen, weil die mit einem wirklichen wollen verknüpften gedanken des lesers schon die kraft haben,unsihmgegenüberbekanntzumachen,undauchdiekraft,ihnunsgegen- über bekannt zu machen». da ich anonym bleiben möchte, werde ich ihnen weder mitteilen, wo ich wohne, noch, was ich tue, noch irgendetwas, das sie zu mir führen könnte. in übereinstimmung mit den regeln, die meine brüder und ich ehe- dem aufgestellt haben, muss ich «unsichtbar» bleiben. vielleicht werden wir uns eines tages begegnen, aber in diesem fall werde ich es sein, der auf sie zukommt.jedenfallssollensiewissen,dassmeinehingabeandasrosenkreuz bedingungslos bleibt, und dass dies mein spiritueller weg ist und bleiben wird, bis zu meiner letzten und endgültigen reintegration in die universelle seele.
5 r+c sie können mir glauben: ich hätte mir nie die zeit genommen und die mühe,dieseseitenzuschreiben,wennichnichtdiedringendenotwendigkeit verspürt hätte, dies zu tun, infolge eines traums, den ich in der nacht des 20. märz 2015, des frühlingsanfangs, hatte, dessen art und inhalt mich dazu veranlassten, einen bericht darüber zu verfassen. urteilen sie selbst: nachdem ich mich zu bett begeben hatte – wobei ich es nicht versäumte, über den gerade vergangenen tag zu meditieren, der, wie mir schien, durch- aus konstruktiv gewesen war – schlief ich ein. als mein schlaf sehr tief war, sah ich mich plötzlich in einem ei aus glas, das drei meter hoch und einige zentimeter dick war. vollkommen durchsichtig und symmetrisch, war es von besonderer schönheit und regelmäßigkeit. ich befand mich in seinem zentrum, wie in levitation, und fühlte mich ausgesprochen wohl. nachdem mein erstaunen nachgelassen hatte, betrachtete ich das ei aufmerksam. da sah ich auf dem oberen teil, ins glas eingraviert, mit gleichem abstand zueinander auf der außenseite, die symbole von salz, quecksilber und schwefel:ewq. sie waren so angeordnet, dass man sie zu einem imaginären dreieck verbinden konnte. auf halber höhe des eis erkannte ich die symbole von erde, luft, wasser und feuer: -,-,. so, wie sie auf seinem umkreis angeordnet waren, bildeten sie ein imaginäres quadrat. auf dem unteren teil des eis, auch hier in gleichen abständen zuei- nander,fielmeinblickaufdiehebräischenbuchstabenaleph,memundshin: a m c.auch diese konnten zu einem imaginären dreieck verbunden werden. ich bemerkte auch, dass die rundung des eis, ganz oben, durch eine darstellung der sonne gekrönt war, und dass sich auf der rundung unten eine darstellung des mondes befand. indem mein blick das ei von oben nach unten streifte, konnte ich zu meiner linken lesen: ad rosam per crucem, und von unten nach oben, zu meiner rechten: ad crucem per rosam. das ganze entsprach einer esoterischen formel, die allen rosenkreuzern vertraut ist, über die ich mich hier jedoch in schweigen hülle… =<=
6 r+c erste etappe lunae auspiciis ... ☽ plötzlich begann das ei, sich langsam in dervertikalen zu erheben, bevor es sanft zum stehen kam. ich könnte nicht sagen, wie lange dieses aufsteigen dauerte, aber ich fühlte mich zu einer anderen dimension gebracht. dieses gefühl wurde bestätigt, als ich beim betrachten des mich umgebenden raums die erde beobachten konnte. angesichts dieser ebenso schönen wie außergewöhnlichen sicht verstand ich besser, warum man sie den «blauen planeten» nennt, und warum die astronauten so überwältigt sind, wenn sie sie von ihren raumstationen oder ihren raumschiffen aus sehen, so sehr, dass sie nicht länger an der existenz gottes zweifeln. während ich in diese betrachtung versunken war, hörte ich eine sanfte stimme, die aus dem raum kam: «sieh das große werk des mondes: die gattung der menschen, von der du ein teil bist, ist mit der natur verbunden und lebt in vollkommener harmonie mit ihr. die menschen haben schließlich verstanden, dass der planet, auf dem zu leben sie das privileg haben, ihre mutter und diejenige der tiere ist, und dass die tiere, für die sie liebe und respekt empfinden, ihre brüder sind. besser noch, sie wissen, dass alle wesen, die die erde bevöl- kern, gleichermaßen gefäße der universellen seele sind, und dass jeder, auf seiner ebene und auf seine weise, an der kosmischen evolution teilhat.» beim versuch zu sehen, woher diese stimme kam, entdeckte ich, nicht weit von mir, eine ätherische silhouette mit silbernen nuancen, die in meinerichtungblickte.zugleichgebanntundfasziniertdurchdieseschau, dachte ich über den sinn nach, den ich ihr geben könnte in bezug auf den idyllischenanblick, der sich meinem blick dargeboten hatte, während sich das ei, in dem ich mich noch immer wie in levitation befand, erneut erhob. ... cosmica lex successit !
7 r+c zweite etappe martis auspiciis ... k auch hier, nach einer zeitspanne, die ich nicht schätzen könnte, hielt das ei wieder an. der blick, der sich mir nun bot, war ebenfalls faszinierend und inspirierend, aber ich hatte jetzt einen noch weiteren blick auf die erde. während ich sie voller glück betrachtete, erschien eine andere ätherische silhouette, von beson- ders leuchtendem rot. indem sie mich freundlich, aber auch intensiv anschaute, sprach sie: «sieh das große werk des mars: die ökonomie ist in der ganzen welt blühend und trägt zum wohl aller bürger bei, so dass die gesellschaft friedlich und harmonisch ist. gegründet auf einer ein- heitlichen währung, begünstigt sie auch den austausch zwischen den völkern und macht sie solidarisch. es gibt keine armut und not mehr, denn jeder hat das, was er braucht, um glücklich zu sein und unter guten bedingungen auf der materiellen ebene zu leben.» während ich zur erde blickte und dabei hörte, wie die spiri- tuelle wesenheit zu mir sprach, stellte ich fest, dass das glas des eis leicht rötlich geworden war, ohne jedoch zu sehr die farben zu beeinträchtigen, die ich außerhalb seiner sehen konnte. außerdem bemerkte ich, dass sich dessen ursprüngliche dicke ein wenig ver- mindert hatte, was mich jedoch nicht mit sorge erfüllte. ich fühlte mich sehr wohl und empfand ein großes gefühl von leichtigkeit. ... cosmica lex successit !
8 r+c dritte etappe mercurii auspiciis ... i als das ei zum dritten mal anhielt, weckte der blick, der sich mir von dieser „kosmischen etage“ aus bot, zusätzlich zu sei- ner noch immer transzendenten schönheit, in mir den eindruck einer etwas unruhigen, aber dennoch heiteren welt. ich hatte sozusagen den eindruck einer geordneten unordnung. da erschien eine andere äthe- rische silhouette, mit orangefarbenen lichtreflexen, und eröffnete mir: «sieh das große werk des merkur: die männer und frauen, die die erde bevölkern, verhalten sich wie weltbürger, mit allem, was an positivem daraus resultiert: kooperation, teilen, solidarität, brüderlichkeit… es gibt eine weltregierung; diese ersetzt keineswegs die nationalen regierungen, sondern garantiert deren souveränität und begünstigt den austausch unter ihnen. die globalisierung, lange zeit gefürchtet und kritisiert, führt nun zur einheit, zum gegenseitigen verständnis und zum sozialen fortschritt für alle.» an dieser stelle meines traums hatte ich keinen zweifel, dass sich dieser seltsame aufstieg fortsetzen würde und dass er meine seele auch weiterhin mit sublimen visionen erleuchten würde, aber ich wusste nicht, wohin er mich führen würde. daher näherte ich mich der nächsten etappe mit neugier und vertrauen, wobei ich die erde nicht aus den augen ließ, von der ich nicht wirklich wusste, ob sie real war oder nicht. ... cosmica lex successit !
9 r+c vierte etappe jovis auspiciis ... l bevor das ei – dessen schale immer dünner wurde, während sich das rötliche aussehen verstärkte – seinen aufstieg fortsetzte, kippte es um, so dass sein oberer teil zum unteren teil wurde, und umgekehrt. seltsamerweise, und ich weiß nicht, durch welche mittel, zog dies meinen körper überhaupt nicht in mitleidenschaft. ich blieb in derselben stellung, in levitation, aufrecht, mit dem kopf nach oben. ich hatte das gefühl, dass diese etappe meines aufstiegs weit weniger lange dauerte als die vorhergehenden, so, als ob ich eher teleportiert als transportiert worden wäre. abermals hatte sich mein blickfeld erweitert, und die erde erschien mit viel größerem abstand und weiterer perspektive. worte reichen nicht aus, um zu beschreiben, was meine seele nun wahrnahm. wie zuvor, erschien eine ätherische silhouette in meiner nähe. die bläulichen funken, die davon ausgingen, vermischten sich fast mit dem astralen blau, das mich von allen seiten umgab. und es wurde mir gesagt: «sieh das große werk des jupiter: alle länder und die welt im allgemeinen werden mit weisheit regiert, so dass die menschlichen beziehungen auf gegenseitigem vertrauen und respekt beruhen. die zeit, als die politik parteiisch und engstirnig war, ist längst vorbei. wie du feststellen kannst, ist sie nun mit der philosophie untrennbar ver- bunden und hat kein anderes ziel, als den völlig legitimen bedürfnissen und wünschen aller bürger, ohne unterschied, rechnung zu tragen.» ... cosmica lex successit !
10 r+c fünfte etappe veneriis auspiciis ... j das vorige gefühl, teleportiert zu werden, wiederholte sich nun bis zum nächsten halt. die hülle des eis wurde weiterhin dünner, so dass ich den eindruck hatte, dass sich das glas in kristall verwandelte. seine rötliche färbung wurde noch immer intensiver; aber diese beeinträchtigte keineswegs das, was sich meinem blick bot, sondern ließ es sogar klarer erscheinen. plötzlich kam mir wieder der augenblick in den sinn, als ich am fünften tag der «chymischen hochzeit» die ehre und das privileg hatte, venus zu betrachten, tief schlafend in einem bett mit baldachin. als ich die ätherische silhouette entdeckte, die gekommen war, um mir zu begegnen, verstand ich, warum ich diese vision gehabt hatte. von der stelle aus, an der ich mich befand, ließ mich ihr smaragd-grünes strahlen an nord- und südlichter denken, die den polen der erde dieses so beson- dere leuchten verleihen. während sie mich anschaut, spricht sie zu mir: «sieh das große werk der venus: endlich herrscht frieden auf die- sem planeten, auf dem du schon vor so langer zeit geboren wurdest. der gebrauch von waffen ist verboten, einschließlich auf staatlicher ebene. schon beim gedanken an krieg wird es den menschen übel, sowohl denen, die regieren, als auch denen, die regiert werden. die brüderlichkeit zwischen den einzelnen und zwischen den völkern ist keine utopie mehr; sie entspricht einem ideal, das jeder in sich kultiviert und in seinem alltag zum ausdruck bringt. die menschheit lebt endlich im rhythmus der universellen liebe.» ... cosmica lex successit !
11 r+c sechste etappe saturni auspiciis ... aichwäregernlängeraufdieserebenederkontemplationgeblieben, aber das ei setzte seine erhebung fort. es entströmte ihm eine art willen, eine absicht, die ich fühlte, ohne sie eigentlich zu verstehen. die dicke des glases hatte sich so sehr reduziert, dass ich den eindruck hatte, ich könnte den finger hindurchstecken; dies wagte ich aber nicht zu tun, aus furcht, ich könnte es zerbrechen. stattdessen versuchte ich zu erraten, was diesmal mein herz, meinen geist und meine seele erleuchten würde. als das ei anhielt, empfand ich wieder dieselbe begeisterung ange- sichtseinersolchenschönheitundreinheit.jemehrichdieerdebetrachtete, umso mehr hatte ich das gefühl, eins mit ihr und mit der menschheit selbst zu sein. abermals kam eine ätherische silhouette, um mir zu begegnen. obwohl sie eher dunkle violett-töne ausstrahlte, leuchtete sie so stark, dass ich sie gut wahrnehmen konnte. dann sagte sie zu mir: «sieh das große werk des saturn: die wissenschaft dient dem ureigenen interesse der menschheit und dem absoluten respekt vor der natur. sie ist nur damit beschäftigt, zum wohl aller menschlichen wesen beizutragen, die lebensbedingungen zu verbessern sowie ihre kenntnisse zu erweitern, oder besser gesagt, ihr wissen. mit anderen worten, sie ist zutiefst humanistisch geworden und wirklich auf das glück aller ausgerichtet.» ... cosmica lex successit !
12 r+c siebte etappe solis auspiciis ... a aus erfahrung wusste ich, dass ein mystischer traum – und mit sicherheitwarmeinjetzigertraumeinsolcher–imallgemeinensoabläuft, dass er einer art schema entspricht in bezug auf die synchronizität, die wissenschaft der zahlen und das gesetz der entsprechungen. so war es eher der verstand als die intuition, der mich denken ließ, dass der himm- lische aufstieg, den ich mit solcher neugier und solchem glücksgefühl erlebt hatte, mit einer siebten und letzten etappe vervollständigt werden würde. daher fühlte ich, als das ei seine erhebung wieder aufnahm, eine art traurigkeit bei der vorstellung, dass ich im anschluss daran nur wieder würde absteigen und zu der welt zurückkehren können, die ich hinter mir gelassen hatte. dieses gefühl von traurigkeit begleitete mich bis zu dem punkt, von dem ich dachte, dass dies der letzte halt sein würde. tatsächlich hielt das ei, in dem ich mich noch immer befand, auf sanfte weise an. das glas war so dünn geworden, dass ich es nur noch dank seiner färbung wahrnehmen konnte, die inzwischen tief rot war. noch immer konnte ich mir nicht erklären, wie diese färbung, die sich während meines himmlischen aufstiegs gradweise intensiviert hatte, das, was ich außerhalb sah, ohne jegliche beeinträchtigung hin- durch ließ. von dieser höhe aus war es unmöglich, die erde genau zu erkennen, wie leuchtend auch die aura war, die sie umgab. nun kam eine ätherische silhouette mit goldenem schimmer zu mir heran, und – wiederum mit dieser so charakteristischen sanftmut – sprach sie: «sieh das große werk der sonne: die religiosität ist definitiv einer spiritualität gewichen, die nicht auf dem glauben, sondern auf dem wissen
13 r+c gegründet ist. die große mehrheit der menschen nimmt die existenz einer seele als offensichtlich an und weiß, dass sie auf der erde lebt mit dem ziel, sich im kontakt mit anderen zu entwickeln. anstatt gott den vater, jahwe, allah, brahma oder andere lediglich zu verehren, gelingt es den menschen, diegöttlichengesetzeimsinnedernatürlichen,universellenundspirituellen gesetze zu verstehen und zu respektieren. die menschheit befindet sich auf einem guten weg zu ihrer regeneration, und sogar zu ihrer reintegration.» ... cosmica lex successit ! dieworte«regeneration»und«reintegration»halltennochinmir wider, als ich, von den sechs richtungen des raums, die sechs spirituellen wesenheiten herankommen sah, die bei mir während jeder etappe meines himmlischenaufstiegs erschienen waren. sie versammelten sich im kreis um jene wesenheit, die sich soeben an mich gewandt hatte, und intonierten dann den laut om neun mal nacheinander, auf einer note, die mir nicht bekannt war. bei der neunten intonation, vor meinen verwundertenaugen, vereinigten sich die sieben wesenheiten und brachten einen weißen stern hervor. dieser entschwand in hoher geschwindigkeit richtung erde und verband sich mit dem licht, das sie ausstrahlte. einige augenblicke später sah ich aus diesem licht eine geflügelte gestalt von enormer größe hervorgehen. je näher sie kam, desto weniger zweifel war möglich: es handelte sich um einen phoenix, diesen mystischen vogel, der denalchymisten so sehr am herzen liegt.als ich ihn zu mir heran- kommen sah, dachte ich sogleich an eine darstellung, die sich im buch «die geheimenfigurenderrosenkreuzer»befand,dasichgeradevoreinigentagen wieder angeschaut hatte und das zum ersten mal im 18. jahrhundert gedruckt wurde; es ist noch immer eine meditations-grundlage für die rosenkreuzer. man findet darin zwei doppelköpfige phönixe, von denen der eine die sonne und der andere den mond zwischen ihren beiden schnäbeln halten.
14 r+c jenseits des siebten himmels phoenicis auspiciis ... während ich mich an diese alte darstellung erinnerte, betrachtete ich weiterhin den phönix. er war majestätisch und trug ein wunderbares federkleid, das genau dieselbe farbe hatte wie das ei, in dem ich mich in levitation befand. während ich ihn beobachtete, stellte ich fest, dass sich das ei vollständig entmaterialisiert – oder vielmehr spiritualisiert – hatte, und dass ich mir nun selbst überlassen war. die folge war sofort bemerkbar: ich fiel mit einer zunehmend atemberaubenden geschwindigkeit in die leere; ganz offensichtlich würde ich auf dem boden aufschlagen und sterben… innerhalb weniger sekunden sah ich die markantesten augenblicke dieses lebens, das nun zu ende gehen sollte, vor allem jene, die mit meinem rosenkreuzerischen weg verbunden waren, aber auch jene, die ich im kontakt mit menschen erlebt hatte, die mir am herzen liegen und die mir soviel glück gebracht haben. dennoch empfand ich weder furcht noch reue. ich wusste, dass dertod kein definitives ende unserer existenz bedeutet, sondern nur eine transition der seele zur spirituellen ebene ist. natürlich hatte ich das gefühl, nochaufgaben in dieser welt zu erfüllen zu haben, aber dazu wäre es wohl zu spät; ich würde mich erneut inkarnieren. kurz bevor ich den boden erreichte, fühlte ich mich aufgegriffen. als ich die augen erhob, erkannte ich, dass mich der phönix vorsichtig in seine krallen genommen hatte, um mir auf diese weise das leben zu retten. besser noch, er setzte seinen flug fort und brachte mich jenseits des siebten himmels. von dieser himmlischen höhe aus konnte ich nicht nur die erde sehen, die noch immer vom strahlenden licht ihrer aura umhüllt war, sondern auch die anderen planeten unseres sonnensystems, vom merkur, dem kleinsten, bis zum jupiter, dem umfangreichsten. aber die wahrnehmung, die ich von ihnen hatte, war keineswegs astronomisch;
15 r+c vielmehr fühlte ich eine verborgene energie, die ihnen entströmte, und verstand nun den sinn und die bedeutung dessen, was ich zuvor gesehen hatte, wesentlich besser. der phönix begab sich nun zur sonne, wobei er die erde hinter sich ließ, die erstaunlich schnell zu einem leuchtenden punkt wurde, verloren im raum. obwohl wir uns der sonne immer mehr näherten, konnte ich sie betrachten, ohne geblendet zu werden; außerdem wurde ich keineswegs von der hitze ihrer strahlen beeinträchtigt. vielmehr hatte ich das gefühl, mich zu vergeistigen, bis zu dem punkt, an dem ich keinerlei bewusstsein meines körpers mehr hatte und mich als seele im reinen zustand fühlte. nie zuvor hatte ich ein solches gefühl von freiheit, reinheit und freude erfahren. als der phönix und ich an dem punkt waren, uns in der sonne aufzulösen, bereitete ich mich darauf vor, diese verbindung mit möglichst großer klarheit und intensität auf der inneren ebene zu erleben. zugleich hörte ich eine musik von fremdartiger schönheit. im vergleich zu ihr erscheinen die schönsten symphonien wie werke von kindern. ohne zweifel war dies die «sphärenmusik», die pythagoras so sehr am herzen lag, der unter den weisen hervorragte. daraufhin kam mir jenes musika- lische gedicht in den sinn, das den initiierten bekannt ist: «ut queant laxis resonare fibris mira gestorum famuli tuorum solve polluti labii reatum sancte ioannes». durch diese kosmische melodie besänftigt, ließ ich mich voller vertrauen von der sonne aufnehmen, nachdem ich dem phönix ein letztes mal in die augen gesehen und ihm gedankt hatte, nicht so sehr dafür, dass er mir das leben gerettet hatte, als vielmehr für das, was ich in seiner
16 r+c begleitung gerade erlebte. genau in diesem augenblick hatte ich das gefühl, mit ihm eins zu sein, genauer gesagt, meine seele mit der seinen zu vereinen und dadurch die «chymische hochzeit» zu erleben, nach der jeder rosenkreuzer strebt. dann vollzog sich die erleuchtung: indem ich im bewusstsein bis zum ursprung der schöpfung zurückging, wohnte ich dem urknall bei, dieser gewaltigen kosmischen explosion, aus der das universum entsprang, das sich bis in die weiten des unendlichen ausdehnt. ich sah auch, wie gott, die absolute und ewige intelligenz, bewusstsein und energie, dem entstehenden universum eine reine und vollkommene seele einhauchte, und wie diese universelle seele alle geschöpfe belebte, die es seit äonen von zeit bevölkern. was ich als eine evidenz fühlte, wurde mir sodann bestätigt: es gibt unendlich viele welten in der schöpfung, und unsere welt ist eine unter vielen anderen. einige sind weiter entwickelt als unsere, andere weniger weit. dann sah ich, wie in einem zeitraffer-film, die großen etappen ablaufen, die zur bildung der erde geführt haben, vom feurigen zustand, den sie ursprünglich innehatte, bis zur bildung der kontinente, die wir heute kennen. ich wohnte auch dem erscheinen des lebens bei, von den ersten geschöpfen, die sich in den meeren und ozeanen entwickelten, über das berühmte reich der dinosaurier, bis zur menschheit selbst. mit sicherheit bilden die menschen kein gesondertes reich; sie sind der höhepunkt eines evolutionären prozesses, der bis auf die ersten wesen zurückreicht, die unseren planeten bewohnt haben. danach lief die allgemeine geschichte der menschheit auf dem bildschirm meines bewusstseins ab, alle epochen und alle länder inbegriffen. in wenigen augenblicken sah ich zahlreiche besondere ereignisse; seltsamerweise waren sie alle positiv und aufbauend, was mich wieder an die wunderbaren visionen denken ließ, die sich mir zuvor dargeboten hatten. diese reise durch die zeit machte mich sehr glücklich und trug nur dazu bei, das vertrauen zu erneuern, das ich von jeher in den menschen setze, da ich weiß, dass er göttlichen ursprungs ist, und dass die seele, die ihn belebt, von grund auf wohlwollend ist.
17 r+c ich dachte, diese reise wäre nun zu ende, als ich mich selbst in der epoche sah, in der ich zum ersten mal unter dem namen christian rosenkreutz bekannt war. es bewegte mich sehr, als ich die initiatorische reisewiedererlebte,diemichdazugeführthatte,denordenvonrosenkreuz zu gründen, ebenso wie die vergangenen zeiten, in denen meine brüder und ich unser wissen gemeinsam niederschrieben, um es der nachwelt zu übermitteln. unter diesen augenblicken war insbesondere auch jener, in dem wir das «liber mundi» verfasst haben, wobei wir unsere eigenen kommentare hinzufügten. ichfreutemichschonbeimgedanken,„vonaußen“zusehen,wiesich mein tod – oder genauer, die transition meiner seele – abgespielt hatte, und das grab zu entdecken, in dem mein körper nun ruhte; da riss mich einauto- alarm aus dem schlaf. es war noch nacht; aber statt wieder einzuschlafen, stand ich auf, um das, wovon ich geträumt hatte, so genau wie möglich aufzu- schreiben.als dies erledigt war, meditierte ich bis zum tagesanbruch über die bedeutung von allem, was ich während dieser seltsamen reise jenseits von raum und zeit gesehen, gehört und empfunden hatte, wobei ich nicht vergaß, dem gott meines herzens dafür zu danken, dass er mich inspiriert hatte.
18 r+c der grund, warum ich ihnen diesen traum mitteilen möchte, ist mein gedanke, dass er im einen oder anderen von ihnen nützliche reflexionen hervorrufen könnte. ich bin mir durchaus bewusst, dass zu beginn dieses jahres 2016 die welt weit entfernt ist von den idyllischen visionen, die ich während dessen wahrnahm, was ich als «himmlischen aufstieg»bezeichnethabe.diesituationdererdeist,inweitenbereichen, sehr beunruhigend. haben nun diese visionen einen vorausschauenden wert, oder sind sie nur fantastische projektionen der zukunft, wie ich sie für die gesamte menschheit erhoffe? entscheiden sie selbst... wer hätte nicht schon von einer welt geträumt, die, wenn auch nicht vollkommen, so doch zumindest besser wäre, wo jeder gut zu leben hätte, in welchem land oder an welchem ort auch immer? wenn wir wirklich wollen, kann dieser traum wirklichkeit werden. natürlich setzt dies voraus, dass wir entsprechend handeln, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver ebene. vier jahrhunderte nach der veröffentlichung der «chymischen hochzeit des christian rosenkreutz» ist die «neue hochzeit» zugleich eine botschaft der hoffnung wie auch eine einladung, sich heute vorzustellen, was die menschheit von morgen sein kann und soll. eben dies hat mich dazu veranlasst, ihnen meinen traum zu erzählen. wie sie sicher wissen, haben die früheren alchymisten sich vor allem bemüht, unedle metalle mit hilfe des steins der weisen in gold zu verwandeln. dieser stein war eine sublime substanz, die sie durch einen prozess erhielten, der in sieben haupt-etappen gegliedert war. es gab jedoch einige unter ihnen, zu denen auch ich gehörte, die sich keiner materiellen, sondern einer spirituellen alchymie gewidmet haben. deren absicht war es nicht, gold zu machen, sondern vielmehr, weisheit zu erlangen. dies ist zu allen zeiten das ziel der rosenkreuzer, die mitten unter ihnen leben, denn ich weiß, wie sehr sich diese wünschen, zum fortschritt der welt beizutragen.
19 r+c in der «positio fraternitatis rosae crucis», die 2001 vom alten und mystischen orden vom rosenkreuz veröffentlicht wurde, kann man in bezug auf die alchymie lesen: «sicher ist ihnen bekannt, dass gesagt wurde, die rosenkreuzer der vergangenheit hätten die materielle alchymie praktiziert, die darin bestand, weniger edle metalle wie zinn und blei in gold zu verwandeln. hierbei wird oft nicht berücksichtigt, dass die wahren rosenkreuzer sich in wirklichkeitdergeistigenalchymiewidmeten,wennsieselbervonalchymie sprachen. auch wir rosenkreuzer der gegenwart geben dieser form von alchymie den alleinigen vorrang, denn sie ist es, welche die welt mehr denn je benötigt. geistige alchymie besteht für das menschenwesen darin, jeden einzelnen seiner fehler ins gegenteil umzuwandeln, um letztlich diejenigen tugenden zu erlangen, auf die wir uns vorhin bezogen haben. diese tugenden sind es auch, welche die eigentliche würde des menschen ausmachen, denn der mensch ist seiner stellung nur würdig, wenn es ihm gelingt, diese tugenden durch sein denken, sprechen und handeln auszu- drücken. wenn alle menschen, ungeachtet ihres religiösen glaubens, ihrer politischen einstellung usw., sich anstrengen würden, diese tugenden zu erlangen, wäre die welt zweifellos in einem besseren zustand.» 2014 veröffentlichte amorc ein zweites manifest mit dem titel «appellatio fraternitatis rosae crucis». indem es die «positio» vervollständigt hat, so wie seinerzeit die «confessio» die «fama» vervollständigte, ist die «appellatio» nicht ohne bezug zu dem traum, den ich ihnen in diesen wenigen seiten berichtet habe. ich würde sogar sagen, dass dieses manuskript den schlüssel dazu enthält und den weg zeigt, der zu verfolgen ist, damit dieser traum, diese utopie, wirklichkeit wird. nachdem sie es gelesen und darüber meditiert haben, sollten sie – und darum möchte ich sie dringend bitten – dasselbe tun und so die volle bedeutung dieser «neuen chymischen hochzeit des christian rosenkreutz» erfassen. um sie hiervon zu überzeugen, lassen sie mich einen kurzen auszug aus der «appellatio» anführen:
20 r+c «den anthropologen zufolge erschien der ‚moderne‘ mensch vor etwa 200.000 jahren auf der erde. im vergleich mit der länge eines menschlichen lebens scheint dies sehr viel zu sein. aber aus der sicht seiner evolutionszyklen befindet er sich im zustand der adoleszenz und weist alle charakteristiken eines jugendlichen auf. er fragt nach seiner identität, sucht sein schicksal, ist sorglos und sogar leichtsinnig, fühlt sich unsterblich, stürzt sich in exzesse, verachtet die vernunft und verhöhnt den gesunden menschenverstand. dieser entwicklungsabschnitt, mit seinem maß an schwierigkeiten, prüfungen und misserfolgen, aber auch mit viel zufriedenheit, erfolgen und hoffnungen, ist ein notwendiger schritt, der es ihm ermöglicht zu wachsen, zu reifen, sich zu entwickeln und schließlich seine erfüllung zu finden, das heißt, sich auf der materiellen und spirituellen ebene zu verwirklichen. um dies zu erreichen, muss er aber erwachsen werden.» mit diesen gedanken werde ich sie jetzt ihren beschäftigungen überlassen und die meinen wieder aufnehmen. wie ich ihnen zu beginn gesagt habe, werde ich auch weiterhin über die geschicke des ordens vom rosenkreuz wachen. vielleicht treffen wir uns eines tages? wie dem auch sei, erlauben sie mir, meine brüderlichsten gedanken zum ausdruck zu bringen und ihnen alle guten wünsche für wahren inneren frieden zu übermitteln, mit der hoffnung auf eine zukunft, die für die ganze welt so schön sein möge, wie es überhaupt nur möglich ist... ! nies se egeom os