15 R+C entgegengesetzten. Wenn die Rosenkreuzer, jenseits ihrer Unterschiede, dazu fähig sind, sich gegenseitig zu respektieren und harmonische Beziehungen zu pflegen, warum sollte dies nicht auch bei der ganzen Menschheit möglich sein? Sie kennen sicher das Gebot Jesu: „Liebet einander!“, welches er so auslegt, dass man anderen nicht das antun soll, was man nicht will, dass sie einem selber antun. Ob man nun ein Atheist oder ein Gläubiger ist, und im letzteren Fall, unabhängig davon, welcher Religion man anhängt, kann man nicht leugnen, dass dieses Gebot das Ideal des Verhaltens zusammenfasst, dem jedes Individuum in seinen Beziehungen zu anderen folgen sollte. Auch wenn man nicht geneigt ist, in Jesus den spirituellen Meister, den Messias oder den verehrten Erlöser im Christentum zu sehen, sollte jeder zumindest anerkennen, dass er ein herausragender Humanist war und dass er die Sitten seiner Zeit revolutionierte, indem er Solidarität und Frieden predigte, ja sogar dazu ermahnte, seine Feinde zu lieben. Die heutige Gesellschaft ist zu individualistisch geworden, im Sinne von „jeder für sich“. Unter der gemeinsamen Wirkung des Materialismus sowie der wirtschaftlichen und sozialen Krise, die seit einigen Jahrzehnten die Welt beherrschen, neigen immer mehr Menschen dazu, sich nur um ihr persönliches Wohlergehen zu kümmern und dem Wohl aller anderen gegenüber gleichgültig zu sein. Eine solche Haltung entfremdet die Bürger untereinander und trägt zur Entmenschlichung der Gesellschaft bei. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Kommunikations- Mittel den direkten Kontakt zwischen den Menschen ersetzt haben, so dass man praktisch keine Zeit mehr hat, um mit den Verwandten oder mit den Nachbarn zu reden, während man andererseits stolz darauf ist, viele (virtuelle) Freunde in diesem oder jenem sozialen Netzwerk zu haben. Was für ein Paradox! Lernen wir doch wieder, den persönlichen Kontakt zu anderen zu pflegen, von Herz zu Herz, wenn nicht von Seele zu Seele. In der „Positio“ kann man lesen: „Tatsächlich stellen wir fest, dass die Schere zwischen den reichsten und den ärmsten Ländern immer weiter auseinander klafft. Das gleiche Phänomen zwischen den Ärmsten und den