26 chend dieserVorgabe, weshalb dieserAusdruck heute verständ- licherweise abgelehnt wird. Wir betrachten Moral vielmehr als etwas, das sich auf den Respekt bezieht, den jedes Indivi- duum gegenüber sich selbst, gegenüber anderen und gegen- über der Umwelt bezeugen sollte. Der Respekt vor sich selbst bedeutet, in Abstimmung mit seinen Ideen zu leben und sich nicht zu gestatten, einem Verhalten zu frönen, das man bei anderen ablehnt. Der Respekt anderen gegenüber beruht le- diglich darin, dem Nächsten nicht das anzutun, was man nicht möchte, dass man es uns antue. Dies haben alle Weisen der Vergangenheit gelehrt. Was den Respekt der Umwelt gegen- über angeht, sagen wir nicht leichtfertig, dies sei etwas Selbst- verständliches, denn hier geht es schlicht darum, die Natur zu schützen und sie für zukünftige Generationen zu erhalten. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, fordert Moral eine Ausge- glichenheit zwischen Recht und Pflicht eines jeden Einzel- nen. Und solches verleiht dem Begriff Moral eine humane Dimension, die nichts Moralisierendes enthält.Die Moral im Sinne unserer Erklärung macht das schwierige Problem der Erziehung deutlich, die in Not geraten scheint. Die meisten Eltern haben hier das Handtuch geworfen, auch weil ihnen die Leitschnur fehlt, um ihre Kinder richtig zu er- ziehen. Unter den Eltern gibt es viele, die diese Verantwor- tung aufgrund ihres eigenen Versagens auf die Lehrer ihrer Kinder übertragen.Aber ist dieAufgabe eines Lehrenden nicht vor allem zu unterrichten, das heißt, seine eigenen Kenntnisse weiterzugeben? Was andererseits die Erziehung anbelangt, besteht diese doch hauptsächlich darin, den Zöglingen ethi- sche Werte und staatsbürgerliche Verantwortung einzuflößen. Hierin teilen wir die Idee von Sokrates, der in der Erziehung „die Kunst, die Tugenden der Seele zu erwecken“ sah, wie R C